Die meisten Menschen mit Down-Syndrom verfügen über ein gutes Sprachverständnis. Entwicklungsstörungen zeigen sich dagegen häufiger beim Sprachausdruck. Hier setzt die Logopädie an und fokussiert mit speziellen Therapieangeboten gezielt auf Defizite im Vokabular, der Grammatik und der Artikulation bei Patienten mit Down-Syndrom.
In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Symptome der Sprachentwicklungsstörungen beim Down-Syndrom (eine weitere übliche Bezeichnung ist Trisomie 21) und mit welchen Methoden und Therapien der Logopäde Ihres Vertrauens dagegen vorgehen kann.
Das Down-Syndrom ist durch eine Störung der Chromosomen gekennzeichnet. Normalerweise ist die menschliche Erbinformation auf 46 Chromosomen (23 Chromosomenpaare) gespeichert. Bei einer Trisomie 21 existieren jedoch 47 Chromosomen, weil das 21. Chromosom dreimal vorkommt.
Das Down-Syndrom ist keine Erbkrankheit, denn kein Elternteil trägt die Genmutation in seiner DNA. Der Grund ist ein Fehler bei der Aufteilung der Chromosomenpaare während des
Reifens einer Eizelle. Das Risiko einer solchen fehlerhaften Reifung und somit das Erkrankungsrisiko eines Kindes steigt mit dem Alter der Mutter an.
Als Erster hat der englische Apotheker und Neurologie John Langdon-Down diese Krankheit beschrieben, die nach ihm als Down-Syndrom benannt wurde.
- Freie Trisomie 21: Der „Normalfall“ bei einer Trisomie 21 (entsprechend der obigen Darstellung) betrifft zirka 95% der Betroffenen.
- Translokations-Trisomie 21: Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, wobei sich eines der drei Chromosomen 21 an ein anderes Chromosom (etwa 13, 14, 15) angelagert hat.
- Mosaik-Trisomie 21: Das 21. Chromosom ist nicht in allen Zellen des Körpers dreimal vorhanden, sondern in manchen nur zweimal (die Erkrankung kann bei diesem Typ weniger stark ausgeprägt sein).
- Partielle Trisomie 21: Bei dieser äußerst selten auftretenden Form existiert nur ein Teil des Chromosom 21 dreimal. Er klebt an einem Chromosom des Paares und verlängert dieses. Welcher Chromosomenabschnitt betroffen ist, kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein.
Handverlesene Literatur über das Down-Syndrom
Das Aussehen der Betroffenen weist bestimmte Charakteristika auf:
- Neugeborene sind leichter und kleiner als nicht erkrankte Babys.
- Das Gesicht ist rund, die Nase und die Stirn sind flach, ebenso wie der Hinterkopf.
- Die Augen sind mandelförmig, leicht schräg gestellt und haben am inneren Augenwinkel eine kleine Hautfalte.
- Die Regenbogenhaut (Iris) hat am Rand weiße oder hellgelbe Flecken.
- Die Hände sind breit und die Finger kurz.
- Die Füße sind gedrungen. Zwischen großem und zweitem Zeh ist eine große Lücke.
- Angeborene Makroglossie – Zungenvergrößerung: Diese Raumforderung in der Mundhöhle führt zu Sprach-, Schluck- und Okklusionsstörungen (Probleme beim Kontakt der Zähne des Ober- und Unterkiefers). Der Mundschluss ist beeinträchtigt.
Gesundheitliche Auffälligkeiten:
- Muskeln besitzen weniger Spannung (Hypotonie)
- Herzfehler
- fehlgebildete Verdauungsorgane
- Seh- und Hörstörungen
Hinzu kommen Beeinträchtigungen der Sensorik (Sinneswahrnehmungsvorgänge) und Sensomotorik (das Zusammenspiel sensorischer und motorischer Leistungen). Auch das Sozialverhalten unterscheidet sich von dem nicht erkrankter Menschen. Betroffene sind die meiste Zeit fröhlich und aufgeweckt, reagieren sehr positiv auf Musik und können generell sehr gut sozial und emotional interagieren.
Die kindliche Entwicklung inklusive der Sprachentwicklung ist verlangsamt. Bezüglich der Sprache tauchen vor allem in der Sprachproduktion Störungen auf, wohingegen das Sprachverstehen gut ist.
Dennoch sind die Reaktionen während des Kommunizierens verlangsamt und es fällt Betroffenen oft schwer, Blickkontakt aufzunehmen.
Als Unterstützung bei der Verständigung von Kindern kann zunächst die Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) dienen.
Symptome der Sprachentwicklungsstörungen und -verzögerungen beim Down-Syndrom
- Zungenbewegungen sind wenig komplex: Die Zunge bewegt sich meist nur vor und zurück.
- Unterschiede während der Lallphase: Geringere Variation bei längeren Abfolgen.
- Verzögerungen im Lernen: Erste Wörter kommen verhältnismäßig spät. Der Wortschatz baut sich nur langsam auf. Zwei- und Mehrwortsätze werden erstmals mit drei bis vier Jahren benutzt.
- Grammatik wird schwer erlernt beziehungsweise nicht gut beherrscht: Verwendet werden einfache Sätze ohne Nebensätze und mit wenigen (richtig gebrauchten) grammatischen Elementen wie Artikeln, Präpositionen, Hilfsverben und Zeitformen (Dysgrammatismus).
Nicht nur die Sprachfähigkeit, sondern auch die Sprechfähigkeit und somit die Artikulation können bei Menschen mit Trisomie 21 durch eine orofaziale Störung beeinträchtigt sein. Die häufigsten Störungsbilder:
- Die Zunge ist übergroß, schlaff und nicht so beweglich.
- Es kann Fehlbildungen an den Zähnen, am Kiefer, am Gaumen und an der Zunge geben.
- Die Mundhaltung ist offen (durch die Raumforderung der Zunge), was die Nasenatmung erschwert. Es kommt dadurch häufiger zu Infektionen der oberen Atemwege.
Bei Kindern mit Down-Syndrom sollte die logopädische Therapie im Säuglingsalter beginnen. Dabei wird vorrangig an einer Förderung der mundmotorischen Fähigkeiten gearbeitet. Dies fördert die sprachliche Kommunikationsfähigkeit im ganzen weiteren Lebensverlauf und kann je nach organischen Voraussetzungen eine bessere Verständlichkeit bewirken.
Auch organische Seh- und Hörstörungen sollten früh behandelt werden. Denn umso gesunder das Seh- und Hörvermögen der Kinder ist, umso besser verläuft ihre Sprachentwicklung.
In schweren Fällen ist das Anbahnen der verbalen Kommunikation nur in geringem Maße, manchmal auch gar nicht möglich. Doch hier können Kommunikationsstrategien erarbeitet werden. Beispielsweise durch computergestützte Kommunikation mit sogenannten “Talkern” oder der Anbahnung bestimmter nonverbaler Kommunikationsmittel (Gebärdenunterstützte Kommunikation, Zeichensystem).