
Neben dem kosmetischen Aspekt ist eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte psychisch sehr belastend für die meisten Kinder und auch Erwachsenen. © shutterstock.com / Jeges-Varga Ferenc
Wir erklären, welche Auswirkungen diese Fehlbildung auf die Sprache Betroffener hat und worauf bei der logopädischen Therapie besonders geachtet wird.
- Lippenkerbe und Lippenspalte: Jeweils ein Teil der Oberlippe ist betroffen. Der Spalt erstreckt sich bei der Lippenkerbe NICHT bis zum Naseneingang, bei der Lippenspalte allerdings schon.
- Lippen-Kieferspalte: Die Lippe und der zahntragende Teil des Oberkiefers sind betroffen.
- Gaumenspalte: Kann vom Spalt im Zäpfchen bis zur Trennung des Gaumens reichen. Mund- und Nasenraum sind in letzterem Fall nicht voneinander getrennt.
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Kombination aus Gaumen- und Lippen-Kieferspalte.
Das liegt vor allen Dingen daran, dass Mundraum und Nase komplett offen miteinander verbunden sind. Gleichzeitig zu atmen und zu essen ist daher erheblich schwerer als normalerweise. Besonders Kleinkindern und Säuglingen ist es daher bei einer Beeinträchtigung durch die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nicht mehr möglich, gleichzeitig zu atmen und zu trinken.
Beim Sprechen können die Artikulationsorgane Zunge, Lippen und Gaumen nicht richtig eingesetzt werden und es kommt zur fehlerhaften Aussprache von Lauten. Auch dass es Probleme beim Schlucken gibt, wirkt sich auf das Sprechen aus.
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Außerdem können äußere Faktoren zu den Ursachen zählen, wie z.B. ein Mangel an Sauerstoff im frühen Stadium der Schwangerschaft oder Zigaretten- und Alkoholkonsum der Mutter.
Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass eine unzureichende Vitaminversorgung der Mutter oder eventuell eine Überversorgung mit den Vitaminen A und E bei der Fehlbildung eine Mitschuld tragen könnten. Genauso wie Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft.
Fehlbildungen wie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sind heute bereits in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft erkennbar. Meist wird das Problem zwischen der 18. und der 20. Schwangerschaftswoche festgestellt, was Eltern eine gute Vorbereitung auf das Handicap des Kindes ermöglicht. In den meisten Fällen wird die Spalte im Laufe der Schwangerschaft immer wieder beobachtet, wodurch bei Geburt des Kindes sofort erste Therapiemaßnahmen getroffen werden können.Damit die Kinder nicht in ihrer sprachlichen Entwicklung hinter Altersgenossen zurückbleiben, sollte mit einer Therapie unbedingt so früh wie möglich begonnen werden. Allerdings ist jeder Fall individuell zu behandeln, weshalb beratende Gespräche zwischen Eltern und Logopäde unumgänglich sind.
Die erste Operation bei einem Säugling kann in der Regel im Alter von drei bis sechs Monaten stattfinden. In den meisten Fällen folgen viele weitere. So soll in kleinen Schritten das organische Problem behoben werden. Durch diese Eingriffe ist allerdings die Psyche der Kinder oft stark angegriffen, weshalb eine begleitende psychologische Therapie ratsam ist.Ebenfalls im Säuglingsalter beginnt die logopädische Behandlung. Zunächst handelt es sich dabei um Übungen zum Trinken und Schlucken, dann auch zum Kauen und Atmen. Sind die Kinder dann zwischen zwei und drei Jahre alt, wird ihre Aussprache unter die Lupe genommen und gegebenenfalls verbessert. Gern wird die sogenannte myofunktionelle Therapie eingesetzt, um die Gesichtsmuskulatur zu stärken und in Balance zu bringen. Außerdem wird auf diese Weise die Zungenmuskulatur wie auch die Muskulatur an Gaumen, Schlund und Kehlkopf gestärkt, um die klassischen Sprachprobleme, das Näseln und die Schluckschwierigkeiten in den Griff zu bekommen.
Falls betroffene Kinder durch ihre Beeinträchtigung später mit dem Spracherwerb beginnen, werden im Rahmen einer logopädischen Therapie auch Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis trainiert.
Die Prognosen für einen positiven Heilungsverlauf sind heute sehr gut. Lassen Sie sich daher nicht von der langen und auf unbestimmte Zeit angesetzten logopädischen Therapie abschrecken, da letztlich die Ergebnisse zählen.