Stottern ist eine Redeflussstörung, bei der das Sprechen auffallend unterbrochen wird. Sprecher können Äußerungen korrekt planen, aber beim Sprechen kommt es zu Verzögerungen und stockenden Lauten, Silben, Wörtern oder Wortgruppen.

Bei Kleinkindern ist gelegentliches Stottern durchaus normal, weil Denken und Artikulation noch unterschiedlich ausgeprägt sind. Dann spricht man von Entwicklungsstottern, das spätestens in der Pubertät abgelegt wird. Im Erwachsenenalter jedoch ist das Stottern kaum noch vollständig therapierbar. Wir fokussieren auf die Redeflussstörung, fragen nach den Ursachen und stellen Therapieformen vor.

Stottern (Balbuties)

Stottern ist eine Unterbrechung des Redeflußes, die niemandem peinlich sein muss. © DigitalFabiani – shutterstock.com

Welche Symptome hat das Stottern?

Stottern ist eine Unterbrechung des Redeflusses und damit eigentlich nichts Besonderes. Denn wir alle machen beim Sprechen kleine Pausen oder bauen bewusst Unterbrechungen ein. Bei Menschen, die stottern, passiert das allerdings unwillkürlich. Sie können diese Pausen nicht steuern. Es kommt zu einer Art Kontrollverlust beim Sprechen.

Aus der Perspektive der Betroffenen ist infolgedessen vor einzelnen Silben oder Lauten ein richtiges Hindernis spürbar, das aber nicht unbedingt nach außen hin bemerkbar sein muss. Verhindert es dann aber den Übergang von einem Laut zum nächsten, treten die charakteristischen Stottermerkmale zutage (Wiederholung von Lauten, Silben oder Wörtern, Blockaden, Dehnungen). Stottern kann situationsabhängig auftreten und von Patient zu Patient variieren. Es kann phasenweise vorhanden sein und dann wieder nicht. Stottern äußert sich also individuell sehr unterschiedlich.

Aus diesen primären Merkmalen entstehen dann häufig weitere Symptome, die Betroffene im Endeffekt oft mehr belasten, als das eigentliche Stottern. Das betrifft das Sprechen (monotone Sprache, Mutismus, auffällig viele Fülllaute und Füllwörter), weitere körperliche Symptome (auffällige Atmung, Mitbewegen von Armen und Beinen beim Sprechen, Verkrampfung des Gesichts) sowie die Psyche (Sprechangst, Vermeiden von Sprechsituationen, Introvertiertheit, sozialer Rückzug).

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Welche Ursachen hat das Stottern?

Leider sind die Ursachen des Stotterns bis heute nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich gibt es eine genetische Veranlagung, denn wie Studien ergaben, tritt die Redeflussstörung familiär gehäuft auf. Andere Forschungsergebnisse deuten auf Störungen bei der Sprechvorbereitung in der linken Gehirnhälfte hin.

Stottern ist keine psychische Störung! Doch die Faktoren, die das Stottern auslösen oder aufrechterhalten, können durchaus psychischer Natur sein. Traumatische Erlebnisse, familiäre Konflikte und Probleme mit dem Selbstbewusstsein wirken sich oft negativ auf das Stottern aus.

Wie kann Stottern behandelt werden?

Stottern Gespräch zwischen zwei Personen

Wichtig: Lassen Sie Stotterern die Zeit, ihre Anliegen vollständig auszuformulieren. © Anna Vander Stel on Unsplash.com

Jeder Stotterer muss seine persönliche Strategie finden, um mit dem Stottern umzugehen. Dabei kann eine Stottertherapie helfen. Hier ist die Alltagstauglichkeit der erlernten Techniken das A und O. Diese sollten auch nach der eigentlichen Behandlung weiter gefestigt werden, daher ist ein einwöchiger Crash-Kurs als Stottertherapie wenig geeignet. Kurzfristige Erfolge müssen auf lange Sicht in das tägliche Leben integriert werden und das braucht Zeit. Vorsicht also bei Programmen, die eine regelrechte Wunderheilung versprechen!

Allgemein gilt: Je früher die Therapie begonnen wird, desto größer sind die Erfolgschancen. Bei erwachsenen Patienten ist meist keine vollständige Heilung mehr möglich, da die Sprechmuster gefestigter sind als bei Kindern.

Mit folgenden Methoden wird das Stottern behandelt

Natürlich gibt es noch mehr Stottertherapien als die beiden genannten Beispiele nach Van Riper und die Kasseler Stottertherapie. Stotterer haben sozusagen die Qual der Wahl und müssen für sich selbst herausfinden, welche die richtige Therapie für Sie ist. Idealerweise ist das eine Therapie, die die Individualität des jeweiligen Stotterns ernst nimmt und ihre Behandlungselemente individuell am einzelnen Betroffenen ausrichtet.

Davon abgesehen tauschen sich Stotterer in Selbsthilfegruppen und Foren aus. So kann jeder von den Erfahrungen anderer profitieren. Wichtig für Stotterer ist dabei vor allem eines: Den Mut zu entwickeln, ihr Stottern zu akzeptieren.

Wie sollte man mit Betroffenen im Alltag umgehen?

Begegnen Sie stotternden Menschen mit Geduld! Geben Sie stotternden Menschen die Möglichkeit, ihre Anliegen in aller Ruhe auszuformulieren. Nehmen Sie ihnen also keine Worte vorweg. Was von Ihnen hilfreich gemeint ist, kann Ihr Gegenüber verschrecken und dazu führen, dass es sich zurückzieht.

In Deutschland stottern im Übrigen etwa 800.000 Menschen. Wer selbst davon betroffen ist, muss sich daher nicht allein fühlen.

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