Laryngektomie ist das Fachwort für die operative Entfernung des Kehlkopfes (Larynx). Sie kann nötig werden, wenn im Kehlkopfbereich ein bösartiger Tumor (Kehlkopfkarzinom) festgestellt wird. Ohne den Kehlkopf fehlen auch die Stimmbänder, weshalb nach einer Laryngektomie kein herkömmliches Sprechen mehr möglich ist. Betroffene müssen daher lernen, mit dieser und anderen körperlichen Veränderungen umzugehen. Um sprechen zu können, muss eine Ersatzstimme erlernt werden.

Auswirkungen einer Laryngektomie

Nicht nur beim Sprechen gibt es nach einer Laryngektomie Veränderungen, sondern auch bei einigen anderen Körperfunktionen. Sie entstehen, da die Luft nicht mehr über die Speiseröhre, den Mund und die Nase ein- und ausgeatmet wird, sondern über die Luftröhre, die einen eigenen Ausgang am Hals bekommt.

Viele Patienten können schlechter oder gar nicht mehr riechen, da keine Luft im Nasenraum zirkuliert, die die Gerüche normalerweise dorthin trägt. Dadurch ist leider auch der Geschmackssinn beeinträchtigt. Gleichermaßen kann man nun nicht mehr schlürfen, pfeifen oder flüstern aber auch nicht mehr schnarchen. Auch das Husten und Niesen läuft etwas anders ab, da das Sekret aus der Lunge über den Halsausgang nach außen gelangt. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass  – etwa beim Duschen oder Baden – kein Wasser in diese Öffnung gelangt.

Vor einer Laryngektomie werden Patienten in einem Aufklärungsgespräch auf die vielen Veränderungen ihres Körpers vorbereitet. Genauso wichtig ist dabei auch die Information über mögliche Auswirkungen der Operation auf das soziale und familiäre Leben. Deswegen werden auch enge Familienmitglieder in die Aufklärung einbezogen.

Die Behandlung: Das Erlernen einer Ersatzstimme

Während der Kehlkopfoperation wird am Hals zunächst eine künstliche Hautöffnung zur Luftröhre geschaffen, ein sogenanntes Tracheostoma, durch das fortan die Atmung erfolgt. Denn durch die Kehlkopfentfernung werden Speise- und Luftröhre voneinander getrennt.

Nach der Operation folgt dann die Bildung der Ersatzstimme. Dazu kann der Patient die sogenannte Speiseröhrenersatzstimme erlernen, eine elektronische Sprechhilfe benutzen oder eine Stimmprothese erhalten. Bis der Patient erfolgreich eine Ersatzstimme gebildet hat, kann er schriftlich kommunizieren oder im Fall von Analphabetismus ein Kommunikationsbrett zur symbolhaften Verständigung verwenden.

Die Entscheidung für eine Ersatzstimme wird idealerweise schon vor der Operation gefällt. Die Stimmqualität kann zwischen den Typen variieren und jeder Typ hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Auch Videos können eine Entscheidungshilfe sein, um das voraussichtliche Ergebnis besser einschätzen zu können.

Speiseröhrenersatzstimme

Die Speiseröhrenersatzstimme (Ösophagusstimme, Ruktussprache) nutzt statt der Lunge die Speiseröhre als Luftgeber für die Schwingungserzeugung. Anstatt an den Stimmbändern wird Luft zwischen eng aneinander liegenden Schleimhäuten an der Grenze zwischen Rachen und Speiseröhre zum Schwingen gebracht. Dies geschieht durch Muskelbewegungen der Speiseröhre, die dem Rülpsen ähneln. Der erzeugte Ton kann dann wie gewohnt mit Zunge und Lippen zu Lauten geformt werden.

Bei den meisten Patienten gelingt das Erlernen dieser Ersatzstimme. Sie hat den Vorteil, dass sie eine körpereigene Stimme ist und keine zusätzlichen körperfremden Hilfsmittel benötigt werden. Die Verständlichkeit der Stimme ist gut bis mäßig. Das Erlernen kann allerdings einige Zeit dauern und erfordert intensives Üben.

Elektronische Sprechhilfe

Eine Sprechhilfe wird an den Hals gehalten und sendet mit Hilfe einer Membran Schwingungen in den Rachen, die sonst mit Luft aus der Lunge an den Stimmbändern im Kehlkopf erzeugt wurden. Diese Schwingungen werden dann durch die herkömmlichen Bewegungen von Mundraum, Zunge und Lippen zu Sprachlauten geformt.

Der Vorteil dieser Methode ist die schnelle Verfügbarkeit der Ersatzstimme, allerdings ist ihre Verständlichkeit nur mäßig und ihr Klang unnatürlich. Dazu kommt eine gewisse Abhängigkeit von dem batteriebetriebenen Gerät.

Prothesenstimme

Bei einer Stimmprothese handelt es sich um ein sogenanntes Shunt-Ventil, dass in eine Verbindung zwischen Luft- und Speiseröhre eingesetzt wird, die zuvor bei der Operation dafür angelegt wurde. Luft, die durch das Tracheostoma eingeatmet wurde, wird durch das Zuhalten desselben in die Speiseröhre ausgeatmet. Dort werden Schleimhäute in Schwingung versetzt und der entstehende Ton kann im Mund zu Wörtern geformt werden.

Obwohl eine körperfremde Stimme entsteht, hat diese Ersatzstimme einige Vorteile. Die Verständlichkeit ist sehr gut bis gut und das Sprechen gelingt lauter und flüssiger als bei anderen Ersatzstimmtypen. Auch ist diese Art zu sprechen leicht zu erlernen. Außerdem ist sie schon sehr früh nach der Operation verfügbar. Eine solche Prothese muss von einem Arzt regelmäßig gewechselt werden und vom Patienten muss sie täglich gereinigt werden.

Nach der logopädischen Behandlung

Wird der Kehlkopfkrebs rechtzeitig entdeckt und behandelt stehen die Heilungschancen relativ gut. Sobald dann eine alternative Sprechweise gemeistert und somit die Stimme rehabilitiert wurde, ist die Behandlung vorüber.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist aber die soziale Wiedereingliederung:

Die Patienten müssen lernen, wie sie nun mit ihrem Umfeld kommunizieren und ihr Leben etwas an die veränderte Lebensweise anpassen. Auf der anderen Seite sollten Verwandte und Freunde sie dabei viel unterstützen und einfühlsam integrieren. Die Auswirkungen der veränderten Kommunikation und somit der sozialen Beteiligung auf die Psyche sind nicht zu unterschätzen.

Sehr nützlich sind hierfür auch Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und neue Kraft zu schöpfen.

Gibt es Alternativen zur Kehlkopfentfernung?

Eine andere Behandlungsmöglichkeit eines Kehlkopftumors ist die Bestrahlung. Ob dieser allein durch eine Bestrahlung behandelt werden kann, ist jedoch von der Art des Tumors und von seinem Stadium abhängig. Vorgenommen wird dann eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie, die heute oft auch zur Heilung fortgeschrittener Tumore erfolgreich eingesetzt wird.

Auch Kehlkopftransplantationen gelangen in der Vergangenheit erfolgreich. Jedoch gibt es damit noch sehr wenige Erfahrungen.