Als Eltern können Sie an verschiedenen Punkten ansetzen, wenn es um den optimalen Spracherwerb Ihres Kindes geht. Sie können einerseits das Sprechen lernen bei Ihrem Kind durch leichte Maßnahmen im Alltag unterstützen und fördern. Außerdem können Sie auf Warnzeichen achten, die auf eine eventuelle Sprachentwicklungsstörung oder -verzögerung hinweisen können. Und schließlich gibt es auch einige Verhaltensweisen, die Sie gegenüber einem Kind, das gerade sprechen lernt, lieber vermeiden sollten.

Tipps zur Sprachförderung

Hören

Die sensible Phase beim Hören lernen sind die ersten zwei Lebensjahre. Diese Phase ist daher sehr wichtig für den Spracherwerb und sollte genutzt werden, um das Gehör von Babys zu schulen, natürlich spielerisch:

  • Kinder mögen neue und interessante Geräusche: das Rascheln von Papier oder Laub, verschiedene Musik, eine Rassel, …
  • Stellen Sie Ihrem Kind Höraufgaben: Sie machen ein Geräusch oder weisen auf eines in der Umgebung hin und fragen Ihr Kind dann, was das war oder wo das Geräusch genau herkam.
  • Machen sie gemeinsam mit Ihrem Kind Geräusche nach

Variieren kann man die Spiele, wenn man auf Aspekte wie laut/leise, hoch/tief, langsam/schnell oder Rhythmus eingeht. Selbst „zu therapieren“ sollte man jedoch nie versuchen, da dies der Entwicklung sogar schaden könnte.

Die Geräuschkulisse ist beim Sprechen lernen ebenfalls wichtig. Hintergrundgeräusche wie ein laufender Fernseher oder eine stark befahrene Straße können für ein Kind hinderlich beim Wahrnehmen von Sprache sein, sei es beim Hören an sich oder wegen mangelnder Konzentration auf Grund der vielen Eindrücke.

Außerdem ist auch die Art der Geräusche zu beachten. Eine zu große Lautstärke ist für Kinderohren schädlich. Beim Kauf von Spielzeug sollte man zum Beispiel sehr darauf achten, dass es keine zu lauten Töne von sich gibt. Ansonsten mögen Babys gerne Töne, die für sie gut voneinander zu unterscheiden sind, wie z.B. bei einem Glockenspiel.

Medizinisch testen kann man das Hörvermögen von Babys mit einem Hörscreening und bei Auffälligkeiten des Kindes auch mit einem zweistufigen Hörscreening. Dabei sollten auch einseitige Störungen beachtet und u.U. behandelt werden.

Sprechen

Schon im Mutterleib nehmen Babys bestimmte Frequenzbereiche von Stimmen (und natürlich allen anderen Geräuschen) war. Die Stimme der Mutter und des Vaters sind für Neugeborene in der Tat sehr faszinierend. Indem Sie viel schon mit Ihrem Baby oder später Ihrem Kind reden, bieten Sie ihm viele interessante Eindrücke. Erklären Sie einfach was Sie gerade machen und benennen Sie Gegenstände und Tätigkeiten, die Ihrem Kind im Alltag begegnen.

Sie können auch schon kleine Kinder einfache Dinge fragen, wie „Wo ist der Ball / die Oma / …?“. Auch wenn sie noch nicht sprechen können, so verstehen sie mitunter schon so einiges. So kann die Antwort auf eine solche Frage einfach im Drehen des Kopfes in die richtige Richtung bestehen.

Wenn Ihr Kind selbst versucht etwas zu sagen, hören Sie ihm aufmerksam zu und zeigen Interesse. Außerdem sollten Sie auch auf die kleinen Geräusche, die Ihr Baby macht freudig reagieren. Denn Aufmerksamkeit und Zuhören zeigen einem Kind, dass sprechen (bzw. Laute von sich geben) toll ist, dass es dadurch Zuwendung erfährt und auch etwas erreichen kann. So wird es motiviert, auch weiterhin fleißig sprechen zu lernen.

Auch vorsingen ist ein schöner Weg, Kindern Sprache näher zu bringen. Sie können Lieder zum Einschlafen singen oder zum Trösten; oder Sie können mit Liedern Ihrem Kind spielerisch seinen Körper und so auch neue Wörter nahebringen.

Vorlesen

Seinem Kind etwas vorzulesen oder mit ihm ein Bilderbuch anzuschauen, unterstützt den Spracherwerb sehr und kann Ihr Kind motivieren, später auch selbst am Lesen Spaß zu haben. Das wiederum ist eine gute Unterstützung beim Lesen und Schreiben lernen.

Einige Dinge sollte man beim Vorlesen aber beachten:

  • Schaffen Sie eine ruhige Umgebung, in der Ihr Kind nicht abgelenkt wird
  • Lassen Sie Ihr Kind die Geschichte ruhig selbst aussuchen
  • Beim Bücherkauf sollten Sie den Sprachstand Ihres Kindes beachten: Das Buch sollte diesem immer ein wenig voraus sein, damit Ihr Kind neue Wörter und Strukturen lernen kann.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind über das Gelesene/Gehörte (auch während des Vorlesens, wenn Ihr Kind möchte)
  • Schön ist es, als Ritual immer zur selben Zeit am Tag vorzulesen (klassisch: die Gute-Nacht-Geschichte)
  • Am besten lesen täglich vor; eine viertel Stunde ist bereits ausreichend

Mögliche Warnzeichen für Störungen der Sprachentwicklung

Generell gilt es, Ihr Kind immer aufmerksam zu beobachten. Manche Störungen sind angeboren, andere entstehen erst während der Entwicklung. Zum Glück gibt es aber einige Anhaltspunkte und Kriterien, nach denen man sich richten kann.

  • Es ist stets wichtig zu gucken, ob Ihr Baby oder Kleinkind richtig hört: Reagiert es auf Geräusche und Stimmen und sucht nach deren Quelle? Bei lauten Geräuschen sollte es sich natürlicherweise erschrecken. Wenn Ihr Baby nur summend-brummende Geräusche macht anstatt zu versuchen, Laute von sich zu geben, sollten Sie ebenfalls aufhorchen.
    Sind in der Familie bereits Erkrankungen wie Taubheit oder Hörstörungen bekannt oder handelt es sich um eine Frühgeburt, sollte Ihr Baby gezielt untersucht werden. Außerdem ist es wichtig, nach einer akuten Erkrankung Veränderungen des Hörens bei Ihrem Kind zu erkennen.
  • Das gleiche gilt für Sehstörungen. Ein Warnzeichen ist hier, wenn Ihr Baby keinen Blickkontakt herstellen kann. Dieser ist allgemein zum Kommunizieren wichtig und auch, damit Laute nicht nur gehört, sondern zusätzlich auch die zugehörigen Mundbewegungen gesehen werden können. Orientiert es sich jedoch zu stark an diesen, kann das wiederum auf eine Störung beim Hören hinweisen.
  • In den zweiten sechs Monaten seines Lebens sollten Sie beobachten können, dass Ihr Baby nach Dingen die Hand ausstreckt und dass es brabbelt und lallt sowie kichert und lacht. Außerdem sollten auch unterschiedliche Tonhöhen beim Lallen erkennbar sein. Mit spätestens einem Jahr sollte es gestikulieren können.
    Vorsicht ist nach wie vor bei der Hörfähigkeit Ihres Babys geboten. Denn verhängnisvollerweise fangen auch Babys mit Hörstörungen mit dem Lallen an.
  • Bei einem Kind von ein bis eineinhalb Jahren sollten sie alarmiert sein, wenn es keine Zeigebewegung ausführen kann und zur Verständigung nur Mimik und Gestik einsetzt und wenn es mit 18 Monaten noch keine Wörter äußert.
  • Zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat sollte der Wortschatz Ihres Kindes dann mindestens 50 Wörter betragen.
  • Mit zweieinhalb Jahren sollte es dann Zweiwortsätze bilden können. Unverständliches Sprechen noch in diesem Alter kann ebenfalls ein Vorzeichen einer Störung sein.

Das Tempo der Sprachentwicklung ist dabei aber von Kind zu Kind unterschiedlich; Vertrauen Sie daher auch auf Ihre Intuition bezüglich Ihres Kindes. Im Zweifel ist ein Kinderarztbesuch zu viel natürlich besser als einer zu wenig.

Es kann auch sein, dass Ihr Kind zu den sogenannten „Late-Talkern“ gehört. Das ist der Fall, wenn es mit zwei Jahren noch keine 50 Wörter gebraucht, es aber sicher ist, dass es einwandfrei hört und das, was Sie sagen (nicht nur Ihre Gesten), versteht. Mit ca. drei Jahren sollte ein Kind dies allerdings aufgeholt haben. Wenn nicht, sind ein Gespräch mit dem Kinderarzt und eine Frühförderung notwendig. Denn später können Sprachdefizite schwerer ausgeglichen werden und behindern zudem viele weitere Entwicklungsschritte.

Schließlich gibt es auch noch einige generelle Hinweise auf mögliche Störungen im Spracherwerb: Zum Beispiel können in der Kommunikation mit Ihrem Kind häufig Missverständnisse auftreten, Sie müssen viel nachfragen, was Ihr Kind mitteilen möchte und bekommen eventuell sogar gar keine Reaktion auf Fragen oder Aufforderungen.

Ein Verstummen Ihres Kindes ist natürlich ein starkes Anzeichen, dass etwas nicht stimmt; andererseits ist auch nicht gut, wenn Ihr Kind nicht steuern kann, wie laut oder leise es gerade spricht. Wenn die gesamte Sprachentwicklung stoppt oder sich sogar verschlechtert, ist dies ebenfalls ein eindeutiges Warnzeichen, das abgeklärt werden sollte.

Was vermieden werden sollte

Wenn Sie mit Ihrem Kind sprechen sollten Sie selbst keine „Babysprache“ benutzen (wenn Ihr Kind das zunächst tut, macht das aber erstmal nichts). Ausdrücke wie ‚Wauwau‘ oder ‚Flaschilein‘ sind schlichtweg zu gekünstelt und bringen dem Kind die richtige Sprache nicht näher. Wörter wie ‚Hund‘ und ‚Fläschchen‘ reichen vollkommen.

Hilfreich ist dagegen die sogenannte kindgerichtete Sprache, auch bekannt unter „Elterisch“, „Baby Talk“ oder „Ammensprache“. Eltern und auch generell Personen die mit Babys oder kleinen Kindern sprechen, benutzen diese Art zu sprechen meist automatisch. Sie zeichnet sich durch deutliche Aussprache, einfache Sätze mit Pausen dazwischen und durch die Betonung und Wiederholung wichtiger Wörter aus. Außerdem wird dabei mit erhöhter Tonlage und übertriebener Intonation gesprochen. All das hilft einem Kind aus dem unübersichtlichen Strom von Sprache, Laute und Wörter heraushören und somit lernen zu können.

Vermeiden sollten Sie weiterhin, beim Ansprechen Ihres Kindes oder wenn es mit Ihnen spricht, ihm nicht die volle Aufmerksamkeit zu geben, keinen Blickkontakt zu haben, denn richtig sprechen lernt man nur beim Miteinander-Kommunizieren. Überhaupt nicht zu reagieren ist ebenso nicht anzuraten, da. Kinder so zu dem Schluss kommen können, dass sprechen nichts bringt und es daher auch weniger gebrauchen.

Korrigieren, Unterbrechen und Tadeln wirken entmutigend auf ein Kind, das gerade sprechen lernt und können das Sprechen sogar hemmen. Wiederholen sie beiläufig, wie das falsch Gesagte richtig heißt, hören sie Ihrem Kind geduldig zu und loben Sie es bei den Sachen, die es richtig gemacht hat. Außerdem sollte ein Kind falsch Gesagtes nicht noch einmal richtig wiederholen müssen.

Weiterhin brauchen Kinder zwar Grenzen und Regeln in der Erziehung, aber zu enge Grenzen sollten vermieden werden. Ebenso wie zu viel Hilfe, was Unselbstständigkeit fördern würde. Selbstständig und auch kreativ zu sein, die Welt zu entdecken ist auch für den Spracherwerb wichtig.

Ein großer Fehler während der Entwicklung eines Kindes kann es außerdem sein, eine notwendige logopädische Therapie zu spät zu beginnen. Denn so sinken die Heilungschancen oder die Behandlung wird unnötig erschwert.